Freitag, 12. März 2010

Westerwelle hat recht

Weil derzeit diese gemeine hetzkampagne gegen den gelben Guido läuft, sehe ich mich gezwungen, etwas positives zu schreiben, denn auch ein liberaler, der nicht weiß, was »freiheit« eigentlich sein soll, hat ein recht auf verteidigung.

Westerwelle hat recht, wenn er vom anstrengungslosen wohlstand spricht - ich habe dafür sogar beweise:

Als ich vor einiger zeit an einer arbeitsbeschaffungsmaßnahme teilnehmen mußte,  arbeitete ich in der firma x - dies war eine »normale« gmbh, an die der staat einen öffentlichen auftrag vergeben hatte. Meinem chef, dem herrn Professor Doktor, gehörte aber nicht nur die firma x, sondern auch die firma y und die firma z, wobei letztere augenscheinlich so klein war, daß sie in einem briefkasten platz fand.

Wir auf diese art bei der firma beschäftigten wurden zu 100 % vom staat entlohnt. So reichlich, daß fast alle nebenher h4 beantragen mußten. Der herr Professor Doktor allerdings ließ uns im gebäude der firma y arbeiten, von der er einen raum für uns anmietete. Die miete wurde vom staat bezahlt, obwohl das gebäude der y gmbh gehört und selbige dem herrn Professor Doktor. Er hat also gewissermaßen einen mietvertrag mit sich selbst geschlossen und auf diese weise rund 4000 € vom staat erhalten.

Leistungslos.

Ich würde den herrn Professor Doktor nicht als »betrüger« bezeichnen wollen, rechtlich ist das wahrscheinlich einwandfrei, allerdings wirft es die frage auf, wie hoch der prozentsatz an schläfern im bundestag ist, die gesetze beschließen, die derartige mauscheleien zulassen.
Im büro hörte ich, wie eine kollegin der anderen erzählte, sie hoffe, übernommen zu werden - immerhin habe sie unterschrieben (klarer ausgedrückt: aus angst um den arbeitsplatz war sie genötigt gewesen zu unterschreiben), daß der herr Professor Doktor sie persönlich in einem bestimmten computerprogramm unterrichtet habe und das sei mit der zuständigen behörde abgerechnet worden und habe nicht schlecht geld gebracht. Soweit mir die geschichte überliefert ist, wurde sie tatsächlich übernommen, nachdem sich ein neuer staatlicher fördertopf aufgetan hatte. Ungewiß ist, ob besagter unterricht tatsächlich stattgefunden hat. Es gibt grund, daran zu zweifeln: der herr Professor Doktor hat einen zweit- und einen drittwohnsitz, beide im ausland, wo er sich zum fraglichen zeitpunkt aufgehalten haben dürfte. Es besteht allerdings die möglichkeit, daß er ein patent auf omnipräsenz hat und in einer allerseits beliebten steueroase weilt, während er in Berlin computerunterricht erteilt.

Dies sind nur einige beispiele »anstrengungslosem wohlstands« auf kosten des steuerzahlers. Es gibt viele möglichkeiten, wie man sich staatliche gelder aneigenen kann, obwohl man alles andere als bedürftig ist, beispielsweise indem man arbeitnehmer, die für staatsgeld öffentliche arbeiten erledigen sollen, für private arbeiten heranzieht, der phantasie sind kaum grenzen gesetzt.

Das kann man getrost als »dekadent« bezeichnen - ob spätrömisch oder nicht, darüber mögen die historiker sich streiten.

Das hat er gar nicht gemeint?

Und ich dachte schon, er hätte etwas richtiges gesagt. Aus versehen. Die welt ist also doch noch in »ordnung«, die FDP gelb vor sozialneid und Herr Wewe sagt das, wofür man ihn bezahlt hat.

1 Kommentar:

  1. Liebe Mechthild,

    Zu deiner ‚Verteidigung' Westerwelles: ich kann Dir nur gratulieren für deinen sarkastischen Ton, das ist so wie echte ‚Berliner Schnauze’;)Hier bellen auch ab und zu Politiker, vor allem der Vlaams Liberale Demokraten (VLD – Bruderpartei der FDP), im selben rechtspopulistischen Ton als jener Guido. Nur haben die hiesigen – derweil noch – nicht solche Erfolgschancen wie jener.

    Ganz liebe Grüße,
    Deine Nadja
    <3

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