Freitag, 13. Juli 2012

Noch weiter unten als »ganz unten« (1)

Als Günter Wallraff vor inzwischen mehr als zweieinhalb jahrzehnten sein buch »ganz unten« schrieb, war das prinzip des »subunternehmers«, der personal an große firmen ausleiht, alles andere als ein neues phänomen. Bereits der am 13. juli 1912 verstorbene Robert Stock, gründer der Deutschen Telephonwerke R. Stock & Co. Gmbh wußte schon wie das geht:

»Die Betriebsleitung vergab die Aufträge partieweise an die Meister und rechnete ›en bloc‹ mit ihnen ab. Die Meister gaben die Aufträge an die Arbeiter weiter, machten die Preise selbst und überwachten Qualität und Termine.« Zudem »war Kinderarbeit üblich, d.h. auch Kinder unter 12 Jahren konnten beschäftigt werden. Für Mehrarbeit über 12 Stunden hinaus gab es keinerlei Zuschläge, Nacht- und Sonntagsarbeit war keine Seltenheit. (…) Besonders in Kreuzberg war es üblich, Arbeiten über Zwischenmeister aus dem Hause zu geben. Um überhaupt leben zu können, war der Heimarbeiter gezwungen, die ganze Familie in die Arbeit einzubeziehen.«

Schade eigentlich, daß die welt nach dem fortgehen derartiger persönlichkeiten überhaupt nicht ändert noch bessert.

In der Reihe »Unter deutschen Dächern« gab es 1986 »ganz unten« auch als dokumentarfilm über die arbeits- und lebensbedingungen von ausländischen arbeitskräften in Deutschland. Der Film ist seit einiger zeit im internet verfügbar:


Leider hat sich seit dem auf dem arbeitsmarkt nicht viel geändert. Oder vielleicht doch? Jedenfalls nicht in richtung bessere arbeitsbedingungen für alle, im gegenteil.

Teil zwei über den trend nach »noch weiter unten« folgt am wochenende.

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