Dienstag, 31. Juli 2012

Stell Dir vor es ist party und keiner...


... will drüber nachdenken, warum.

Wenn menschen beim stichwort »elektronische musik« nicht an komponisten wie Varèse, Stockhausen oder Katzer denken, sondern an technostampf, sollte man skeptisch werden. Vor allem wenn dann auch noch mit hochpolitischen slogans wie »Revolutionen gehören ins Museum. Wir feiern die politische Obrigkeit einfach weg!« geworben wird.

Das ist eine eigenartige idee, denn mit ein bißchen durch die stadt hüpfen und vergrämungsmusik abspielen werden sich Angela Merkel und ihre minister sich wohl kaum verscheuchen lassen - und die eigentlichen machthaber, die superreichen, werden sich davon erst recht nicht beeindrucken lassen.

Manchmal, wenn man durch Berlin läuft, begegnet man merkwürdigen gruppen, die so aussehen, als kämen sie von einem kindergeburtstag bei Burger King. Aber nein, die haben nicht die us-amerikanische »feinschmeckergastronomie« ausprobiert, die glauben, daß wenn es ein bedingungsloses grundeinkommen gäbe, jeder sein eigener könig sein könne und setzen sich freiwillig eine alberne pappkrone auf. Merkwürdiges bild. Das tolle am könig sein ist doch, daß man einen haufen untertanen hat, die einem nicht gleich sind und somit tun müssen, was ihnen gesagt wird. Es sagt eine menge aus, wenn menschen, die angeblich so etwas wie gleichheit wollen, dann ausgerechnet das adelsgeschmeiß als symbol dafür zu verwenden. Paßt aber trotzdem - ist genauso »tauglich« wie die gesamte idee.

Das verteilen eines bescheidenen geldbetrages an jeden, in welcher höhe auch immer, ändert nichts an den herrschaftsverhältnissen - und auch nichts an der umverteilung von unten nach oben, die in der kapitalistischen wirtschaftsordnung nicht »aus versehen« (oder seit es h4 gibt) stattfindet. Die produktionsmittelbesitzer würden, auch wenn es ein BGE gäbe, weiterhin ihren redlichen geschäften nachgehen - und diese redlichen geschäfte bestehen nun einmal in der ausbeutung der arbeiterklasse.

Am kommenden samstag soll die »1. Berliner BGE-Party« stattfinden. Mit piktogrammen versuchen die grundeinkommensbefürworter darzulegen, was die ihrer meinung nach die systemunterschiede wären:

Im kapitalismus hält der geldsackbesitzer dem nicht-geldsackbesitzer eine pistole an den kopf. Im kommunismus hingegen hält der nicht-geldsackbesizter dem geldsackbesitzer eine pistole an den kopf. In einem system, das »grundeinkommen« heißen soll, gibt es plötzlich keine waffen mehr, sondern alle haben gleich große geldsäcke.

Weshalb man im kommunismus geldsäcke stehlen sollte, bleibt unklar. Kommunismus ist eine nicht auf geld beruhende wirtschaftsform.

»Grundeinkommen« ist nichts anderes als kapitalismus. Man sollte spätestens aufmerken, wenn man hört, daß es sogar in der FDP strömungen gibt, die dafür sind. Das muß einen nicht wundern, ein frühes modell des grundeinkommens stammt vom neoliberalen vordenker Milton Friedman. Man sollte nicht mit »sozialen wohltaten« rechnen, sondern mit dem brutalstmöglichen abbau des sozialstaats.

Die wollen ein niedriges grundeinkommen (430 €), um den »arbeitsanreiz« für die faulen arbeitslosen zu erhöhen. Das ist ein erstklassiges instrument, um den arbeitszwang für alle zu verschärfen, denn nach abzug der miete dürfte den meisten menschen nicht mehr viel zum leben bleiben. Wer dann trotzdem keine arbeit findet, kann ins obdachlosenasyl oder auf den strich gehen.

Das BGE ist keine alternative zum kapitalismus.

4 Kommentare:

  1. "Weshalb man im kommunismus geldsäcke stehlen sollte, bleibt unklar. Kommunismus ist eine nicht auf geld beruhende wirtschaftsform."

    Die aber noch nirgends so realisiert wurde, dass man es als Vorbild nachahmen wollte, oder?
    Und dort wo er ansatzweise (vermutlich aber falsch) installiert wurde, möchte wohl niemand mehr leben, oder?

    Ich frag das nicht zynisch, eher interessiert, da manche Ideen des Kommunismus auch durchaus meinen Ansätzen entsprechen, ich denke aber, dass die Ideen zu einer Zeit enstanden sind, für die sie heute in der Form nicht mehr passend wären.

    Ich gestehe aber auch ein, dass ich weder das Kapital noch andere Grundwerke gelesen habe, sondern nur Zusammenfassungen darüber in Geschichtsseminaren und das ist auch lange her.

    Aber mal positiv herum gefragt:
    Was wären die Eckpunkte einer kommunistischen Gesellschaft, wie Sie sie sich vorstellen?

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    1. Kommunismus hat es tatsächlich noch nie gegeben. Ich kenne allerdings eine ganze reihe leute, die sehr gern im Realsozialismus beispielsweise der DDR oder der Sowjetunion gelebt haben und wenn sie tauschen könnten das auch tun würden, obgleich sie dem Realsozialismus durchaus kritisch gegenüberstanden.

      Im »Kapital« steht nicht drin, wie man eine kommunistische wirtschaft auf die beine stellt. Karl Marx hat in seinem hauptwerk, wie der name des buches durchaus nahelegt, eine analyse und kritik des damals vorgefundenen systems geschrieben. Und daran hat sich in den vergangenen 150 jahren nichts geändert.

      Ein kommunistischer grundsatz ist »jeder nach seinen fähigkeiten, jeder nach seinen bedürfnissen.« Wie eine kommunistische wirtschaft aussehen könnte, müßten die menschen, die es ausprobieren wollen, selbst entscheiden. In meiner vorstellung ein planvolles produzieren und verteilen. Wenn man sich die derzeitige produktivität der BRD anschaut und das arbeitspensum auf alle arbeitsfähigen verteilen würde, müßte jeder ca. 20 stunden pro woche arbeiten. Ja, es gibt leute, die definitiv kein bock auf arbeit haben, die könnte man weitgehend in ruhe und am leben lassen.

      Es könnte eine herrschaftsfreie gesellschaft geben, in der die menschen gemeinschaflich organisieren, wie sie ihre bedürfnisse befriedigen.

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    2. Auch ich würde im Endeffekt eines Wandels am liebsten eine Gesellschaft sehen, wo Regionen viel mehr Selbstständigkeit haben. So könnte es zu einer (hoffentlich positiven) Konkurrenz von Gesellschafts- und Wirtschaftssystemen kommen, ohne dass aber zwischen den Regionen dann wieder Kriege ausbrechen. Jeder Mensch hat damit auch die Freiheit zu sagen, wo und wie er/sie leben möchte. Dem ganzen solle ein eher "lockeres" Übersystem zur Verwaltung FÜR die Menschen (eventuell zur Aufteilung der "Zahlungsmittel" zur Überlebenssicherung - "BGE") dienen.
      Ja, Arbeit ist schlecht verteilt und die Politik konzentriert sich zu sehr auf die typische "Erwerbsarbeit". Durch ein BGE würden eben alle Formen der Arbeit (Gebähren, Erziehen, Betreuen, Tätigkeiten für Vereine und Gemeinschaft, ......) berücksichtigt werden.
      Ich glaube, dass das was Sie sich als Endzustand vorstellen, durch das was von BGE-Vertretern (die vermutlich auch relativ inhomogen sind), durchaus besser erreicht werden kann, als durch einen "Kommunismus" - aber wie gesagt, ein harmonisches Nebeneinander von Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen ist so meine Utopie für die Zukunft.

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  2. Das BGE ändert doch nichts daran, daß vom schnuller bis zum leichensack, in dieser gesellschaft die leute erstmal von allem, was sie brauchen oder haben wollen durch das privateigentum getrennt sind.

    Das BGE ist eine urst bescheidene forderung: Man möge den menschen doch ein krümelchen abgeben. Anstatt den leuten die bäckerei zu geben, mit der sie sich selbst mit allem versorgen könnten.

    Einigermaßen selbstständige regionen wird es in der EU nicht geben. Die EU ist schließlich auch eher sowas wie eine GP (Germany Plus). Deutschland tyrannisiert die anderen. In schland hat Schröder durch die »sozialreform« das volk fürs kapital verbilligt. Und diese verarmung der massen folgt jetzt in anderen ländern.


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