Samstag, 2. Februar 2013

Juhu! Fünf gründe für ein grundeinkommen! teil 2

Der spaßverderbung 2. teil, denn es gibt noch weitere gründe, die keinesfalls für ein BGE sprechen. Hier geht es zu teil 1.
2. Wir können es dauerhaft: Die Reproduktion des Reichtums ist mit wenig Arbeit möglich
Wir leben erstmals historisch in einer Gesellschaft, die mehr produzieren kann, als alle für ein gutes Leben brauchen.In früheren Zeiten führten Produktivitätsfortschritte lediglich dazu, dass mehr Menschen satt werden konnten oder dass für eine zunehmende Zahl das Elend abnahm. Heute kann der immense gesellschaftliche Reichtum offenbar mit weniger unmittelbarer menschlicher Arbeit hergestellt werden, als uns zur Verfügung steht.(...)
(...)dass wir offenbar über die Technologie, das Wissen, die Erfahrung verfügen, die es uns ermöglichen, den gesellschaftlichen Reichtum zu reproduzieren, ohne die Einzelnen dauernd und kompromisslos zur Arbeit zu zwingen. Ich bin überzeugt, dass so gut wie alle Menschen Lust haben, tätig zu sein, sich mit Natur und Umwelt auseinander zu setzen, kreativ und produktiv (...)selbst wenn einige das erst mal verweigern würden, könnte diese Gesellschaft das verkraften ohne zu verarmen (...) Angebote würden interessanter, berücksichtigten mehr eigene Bedürfnisse oder müssten zumindest besser bezahlt werden
Historisch betrachtet hat höhere produktivität nie ein gutes leben für alle bedeutet. Als Gutenberg in vorkapitalistischer zeit die bewegliche letter erfand und es möglich wurde, bibeln schnell und preiswert zu produzieren, war das für die kopisten in den klöstern kein segen, deren lebensunterhalt war dahin, weil handgeschriebene bibeln aus der mode kamen, sie waren zu teuer. Als die industielle revolution begann, beispielsweise mit der erfindung der »spinning jenny« und des mechanischen webstuhls die produktivität in der textilherstellung drastisch gesteigert werden konnte, bedeutete das kein besseres leben.

Im gegenteil. Die industrialisierung sorgte für die verelendung breiter massen. Technischer fortschritt und die daraus resultierende produktivitätssteigerung hat nie dazu geführt, daß die menschen ein einigermaßen sorgenfreies leben gehabt hätten.

Dafür waren die neuen erfindungen auch nie gedacht. Man muß sich dafür im grunde auch nicht groß mit den ca. 250 jahren industriegeschichte auseinandersetzen. Man muß nur eines begreifen: In einer kapitalistisch organisierten wirtschaft, ist fortschritt und produktivitätssteigerung nicht dafür da, die lebensbedingungen der menschen zu verbessern, es geht ausschließlich darum, kostengünstiger mehr herzustellen, um so mehr profit zu erwirtschaften.

Die investition in moderne technik muß sich für den unternehmer lohnen und sich im höheren profit niederschlagen. Wo das nicht der fall ist, bleibt der technische fortschritt aus. So kommt es, daß in Bangladesch frauen an der nähmaschine sitzen und produzieren, bis sie tot umfallen, obwohl es doch längst automaten gäbe, die diese arbeit übernehmen können. Die sache ist bloß, daß eine Bengalische frau billiger ist als ein roboter, die muß auch nicht von teuren ingenieuren gewartet werden, wenn sie kaputt ist. Wenn sie nicht mehr kann, kommt ohne anschaffungskosten die nächste.

Heute wird nicht mehr gehungert, weil die weizenernte ausgeblieben wäre und es einfach nichts zu essen gäbe. Heute wäre tatsächlich genug da, um alle zu ernähren. Daß es trotzdem hungerleider gibt, liegt nicht daran, daß der »ganze spaß halt mal ein bißchen falsch« verteilt werden würde, sondern an dieser wunderbaren wirtschaftordnung. Brötchen werden nicht gebacken, damit es was zum essen gibt, sondern weil man mit dem bedarf der leute nach eßbarem geld verdienen kann. Und wer kein geld auf den tisch legen kann, verhungert gegebenenfalls vor gefüllten schaufenstern. Nicht nur in Afrika und anderen elendsregionen der welt, sondern auch in den hochentwickelten industrienationen.

Es ist teil des systems, sich geld verschaffen zu müssen, um leben zu können. Für die meisten bedeutet das arbeiten zu müssen, geld verdienen, um überleben zu können. Da ist nichts mit freiwilligkeit, immer wieder geht es durch die medien, daß streß im berufsleben immer mehr zum problem wird, selbst bei postboten, von denen man früher immer dachte, daß das bestimmt kein beruf ist, in dem man sich krankarbeitet, ist der arbeitstakt derart verdichtet, daß die ihren arbeitsalltag kaum noch durchhalten. Es ist weltfremd zu behaupten, daß menschliche arbeit kaum noch nötig sei und man den zwang zur arbeit durch soziale wohltaten abschaffen könnte.

Das bedingungslose grundeinkommen, ändert nichts daran, alles benötigte kaufen zu müssen. Es ändert auch nichts daran, daß keine preiswerten wohnungen gebaut werden, wenn teure luxuswohnungen eine bessere rendite versprechen.

Es ändert nichts daran, daß die breite masse für den profit der unternehmer arbeiten muß.
3. Wir können es bezahlen: Ein Grundeinkommen ist finanzierbar
(...)Aber gemeinsam ist all diesen Überlegungen, dass sie vielfältig durchgerechnet wurden und dass feststeht, dass sie bezahlbar sind. Bisherige Sozialversicherungsbeiträge, die Beträge sozialer Umverteilung, die Abschaffung heutiger bürokratischer Kontroll- und Verwaltungsapparate (...)
Wunderbar.

Da wird dem staat mitgeteilt, daß es durchgerechnet wurde, daß er ohne kontrollapparat geld sparen könnte.

Der staat finanziert alles, was er für angebracht hält. Somit wäre die nichtfinanzierbarkeit kein gutes argument gegen das BGE. Der staat leistet alles mögliche, was zum leben nicht notwendig ist, egal ob das nun »auslandseinsatz« oder »rettungsschirm für banken« heißt.

Wäre es staatsziel, daß es den menschen hier gut geht und nicht, in der globalen konkurrenz der staaten andere aus der bahn zu kegeln, dann müßte niemand derart lächerlichen forderungen, wie die nach einem BGE stellen. Dann wäre es völlig normal, daß jeder bekommt, was er zum leben braucht.

Daß das nicht so ist, ist kein problem der verteilung und es liegt auch nicht daran, daß in diesem schönen kapitalismus etwas verkehrt laufen würde. Daß es so vielen auch in diesem recht weit entwickelten land beschissen geht, liegt daran, daß der kapitalismus nach dem untergang des realsozialismus wieder normal wird. Es ist jetzt nicht mehr nötig so zu tun, als wäre es in einer »vernünftig organisierten marktwirtschaft« für viele möglich einen halbwegs erträglichen lebensstandard zu erlangen.

Und da kommen dem kapital, das unbedingt lohnkosten sparen will, ein paar utopisten, die genau dabei helfen, gerade recht!
4. Wir müssen es: Die Vollbeschäftigung kommt nicht wieder
(...)Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als Einkommen und Erwerbsarbeit zunehmend zu entkoppeln. Soziale Teilhabe oder Ausgrenzung hängen in Zukunft wesentlich davon ab, dass ganz real jedeR über ein Einkommen verfügt, auch wenn sie oder er keine Erwerbsarbeit hat. Eine Arbeitsstelle mag ein Recht sein, ein Einkommen ist eine Notwendigkeit.
Was ist vollbeschäftigung und wer bestimmt, was das ist?

Der staat bestimmt was vollbeschäftigung ist. Die grinsekatze von der LeyIn hat in ihrer amtszeit schon einmal gejubelt, daß angeblich vollbeschäftigung erreicht sei, obwohl außer ihr vermutlich niemand etwas davon bemerkt hat.

Überhaupt ist die arbeitslosigkeit nur ein problem, weil nicht die arbeiter, die sie erledigen bestimmen, wie die arbeit verteilt wird, sondern die gegenseite. Die unternehmer.

Vollbeschäftigung wäre sehr leicht herzustellen. Nicht, indem man künstlich arbeit schafft, sondern indem man einfach die vorhandene arbeit auf alle verteilt. Bei der derzeitigen produktivität würde das die einführung der 21-stundenwoche bedeuten.

Somit wäre vollbeschäftigung absolut machbar, man müßte nur die loswerden, die das verhindern.

Was das »entkoppeln« betrifft von einkommen und arbeit, sagte ein ganz anderer »menschenfreund« am 15.11.2005 in der Stuttgarter Zeitung:

»die lohnnehbenkossten sind das dominate problem des arbeitsmarktes. Das will ich aufbrechen(...). Der lohn wird befreit vom sozialpolitischen ballast(...).Die soziale sicherung davon abgekoppelt. Das ist grundeinkommen.« (Th. Straubhaar)

Da erkennt man, worum es eigentlich geht: nicht den notleiden menschen soll der staat helfen, sondern der notleidenden wirtschaft.

Das bedingungslose grundeinkommen ist ein staatliches wirtschaftshilfsprogramm durch streichung sämtlicher sozialleistungen.

Und das wollen nun die »weltverbesserer« als die lösung für die sozialen probleme verstanden wissen?

Punkt fünf und schluß folgt demnächst. Weiterlesen

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