Mittwoch, 12. Februar 2014

Wenn denken hülfe - teil 5

Fortsetzung.

Im film wird so getan, als wären durch investition in maschinen hauptsächlich schlecht qualifizierte arbeiter betroffen:
Zitat aus dem film: »Edgar ärgert sich. Um im geschäft zu bleiben bedeutet der mindestlohn für ihn, daß er in maschinen investieren muß, um wenig qualifizierte arbeiter wie simon zu ersetzen, oder er muß die produktion in ein anderes land verlagern, in dem die gesetzlichen mindestlöhne kein problem darstellen.«
Der Edgar hängt nicht aus sentimentalität an einheimischen malochern. Der hat den Simon eingestellt, weil er kistenschleppen und putzen im heimischen werk nicht nach Bangladesh oder sonstwohin auslagern kann.

Solange aus den einheimischen arbeitern mehr profit geholt werden kann, als aus welchen in drittweltländern oder sonstwo, wird kein werk verlagert. Inzwischen splitten international agierende konzerne selbst arbeit, für die man einst gutqualifizierte fachkräfte benötigte in derart kleine arbeitsschritte, daß man hiervon teilbereiche an minderqualifizierte auslagern kann. Dadurch werden fachkräfte wie Vicky entweder überflüssig gemacht oder ihre arbeit wird auf wenige arbeitsschritte abgekürzt, so daß ihre arbeit stark verdichtet wird, so daß ihre arbeit zwar stupide wird, sie aber produktiv genug ist, daß sie mit den billigstlöhnern in aller welt konkurrieren kann.

Mir ist vorgeworfen worden, daß es eine »unglaubliche Erkenntnis« meinerseits sei, daß der profit der einzige zweck im kapitalismus sei.

Stimmt, das ist eine binsenweisheit. Allerdings eine, die man den leuten offenbar gar nicht oft genug aufs brot schmieren kann: denn bei jeder werksschließung treten wohlmeinende menschen auf den plan die anklagen, daß es »wieder mal ›nur‹ um den profit ginge«, das werk habe schließlich schwarze zahlen geschrieben und die leute immer gute arbeit geleistet und die kunden wären auch immer zufrieden gewesen. Wenn so ein laden dichtmacht, waren die zahlen eben nicht schwarz genug.

Wenn mit werksverlagerungen mehr profit zu machen ist, ist die gute arbeit, die die leute, die bald die arbeitslosenschlange verlängern dürfen, nicht interessant. Und kundenzufriedenheit hat sich ohnehin den profitinteressen unterzuordnen.
Zitat aus dem film: »Edgar glaubt, daß diese beiden optionen für ihn weniger profitabel sind, als die beschäftigung einheimischer arbeiter, sonst hätte er Simon nicht eingestellt.«
Wenn Edgar glaubt, daß es für ihn weniger profitabel wäre, unqualifizierte arbeit durch maschinen zu ersetzen oder die produktion in ein anderes land zu verlagern, dann ist er als unternehmer untauglich. Ein vollidiot!

Zu glauben, die beschäftigung einheimischer arbeiter sei für ihn günstiger, hilft nicht. Da müßte er halt rechnen bzw. leute gegen geld rechnen lassen, was für ihn günstiger ist.

Der film vertritt das unternehmerideal des 19. jahrhunderts, das schon damals nicht gestimmt hat. Demnächst gibt es den voraussichtlich letzten teil in dem es um krokodilstränen und andere merkwürdigkeiten gehen wird.

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2 Kommentare:

  1. Ich finde die Idee hinter diesem Beitrag gut.
    Wem es zu simpel ist, der möge bei Marx und Lenin nachlesen.
    Auch mich beschäftigt der Gedanke, wie man marxsche Theorie verständlich unter die Leute bringen kann. Das Original legen die meisten nach der 2. Seite weg. Es braucht also so etwas wie "Kapitalismus für Dummies". Und ich meine das nicht abwertend. Die besten Theorien und Erkenntnisse sind nutzlos, wenn sie nicht verstanden werden. Schließlich bedient sich auch das Kapital einfacher Sprache, wenn es seine Ansichten unters Volk bringen will.
    Nur ist deren Ziel Glaube und nicht Erkenntnis. Das geht bis zum sprachlichen "Kopfstand". Man nehme nur die Begriffe Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Der Chef nimmt meine Arbeit und ich gebe sie ihm. So wird doch ein Schuh daraus. Und wenn ich schon ständig gebe, habe ich auch ein Recht auf ordentliche Bezahlung.

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    1. So etwas wie »Kapitalismus für Dummies« bräuchte es tatsächlich. Es gab ja mal diese computerbuchserie »… für Dummies«, in denen alle möglichen technischen dinge für interessierte laien einfach erklärt wurden. Mir haben diese bücher durchaus geholfen, vergleichsweise schnell und einfach genügend kenntnisse zu erlernen, um profi zu werden.

      Zu begreifen, wie unser wirtschaftsystem funktioniert, hat mich erheblich mehr zeit gekostet. Man bekommt leider allerorten ein verdrehtes bild davon präsentiert, was darin endet, daß viele leute alles als wahnsinnig »ungerecht« empfinden. Den ursachen der sauereien, die ihnen alltäglich angetan werden, gehen die leute jedoch nicht auf den grund. Das geht eben mit dem »handwerkszeug«, das sie haben, auch gar nicht.

      Ich würde das eher als »kapitalismus für brave staatsbürger« bezeichnen. Denn um die braven staatsbürger, die immer die gelackmeierten sind und selten begreifen, warum eigentlich, geht es.

      Richtig. Die leute sollen glauben, daß es gar nicht anders ginge als es jetzt ist. Sie sollen nicht erkennen, in welcher beschissenen lage sie sich in diesem tollen system befinden.

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