Donnerstag, 15. September 2016

Dreizehn ganz toll radikale forderungen - teil 2

Fortsetzung. Das folgende klingt irgendwie ein bißchen wie schonmal gehört: nicht mehr arbeit soll besteuert werden sondern der verbrauch, In diesem fall der verbrauch von rohstoffen. Und weil sinniger weise für alle konsumartikel, die man bekommen kann irgendwie rohstoffe verbraucht werden, läuft es auf eine schöne konsumsteuer hinaus, die jeder, der irgendwas braucht zu blechen hat:
»4. Umbau des Steuersystems weg vom Arbeitseinkommen hin zum Rohstoffverbrauch, vor allem um den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern - Flüge oder Heizen würden teurer«
Wie groß der eigene ökologische fußabdruck ist kann man bei »Brot für die Welt« beim »fußabdrucktest« erfahren. Es macht spaß, mit dem ding ein wenig rumzuspielen, denn dieser fußabdruckrechner gibt der welt nicht nur rätsel auf, er ist sogar für den einen oder anderen lacher gut:

In puncto ernährung habe ich mal dreist behauptet ein bio-engelchen zu sein und mich obendrein völlig vegan zu ernähren.

Das ergebnis war folgendes:
»Fleisch- und Wurstverzehr
Super, Du isst kein Fleisch! Das ist gut für die Umwelt und Deinen ökologischen Fußabdruck. Vielleicht können
andere von Deinen Erfahrungen profitieren und Du kannst ihnen vegetarischen Genuss schmackhaft machen?
Tierische Produkte
Respekt: Du kommst ganz ohne tierische Produkte aus. Vielleicht kannst Du helfen anderen ihre
Berührungsängste vor veganer Ernährung zu nehmen.
Fischverzehr
Du isst kein Fisch. Gut! Da freut sich der Fisch und Dein Fußabdruck.
Bio Lebensmittel
Dein Einkaufskorb ist komplett bio. Super! Weiter geht´s: Kaufen Deine Schule, Dein Arbeitgeber, Deine
Gemeinde oder Deine Kommune auch schon bio und fair ein?
Regional und saisonal
Du isst regional und saisonal. Das braucht eine Menge Wissen. Organisiere doch einen saisonalen Kochkurs und
gib etwas davon weiter!
Lebensmittelverschwendung
Wenn Lebensmittel wirklich verdorben sind, muss man sie wegschmeißen. Achte jedoch darauf, dass sich solche
Fälle nicht häufen! Fordere auch den Lebensmittelhandel auf, Verschwendung zu vermeiden!«
Super, komplett bio und vegan! Hat der arme Justus Liebig eigentlich seine stunden völlig umsonst im labor vertrödelt, als er vor 170 jahren an der erfindung des kunstdüngers arbeitete, um damit höhere erträge zu erzielen? Und kann mir mal irgendjemand erklären, wie so ein wunderbar veganer bio-hofkreislauf eigentlich funktioniert? Falls mir jemand das plausibel erklären kann, könnte ich evtl. über eine ernährungsumstellung nachdenken.

Wenn ich ungefähr das eingebe, was meinen tatsächlichen gewohnheiten entspricht, kommt folgendes dabei raus:
Fleisch- und Wurstverzehr
Dein Fleischverzehr liegt leicht unterm Durchschnitt, aber trägt schon zu einem hohen Fußabdruck bei. Du kannst versuchen, einen weiteren Tag in der Woche Fleisch oder Wurst durch neue pflanzliche Alternativen zu ersetzen.
Tierische Produkte
Es gibt zu jedem tierischen Produkt gesunde Alternativen: Experimentiere mit Tomaten, Pilzen, Möhren, Gurken, Zwiebeln, Erbsen, Nüssen, Avocado & Co! So wird Dein Speiseplan interessanter und Dein Fußabdruck kleiner.
Fischverzehr
Wenn Du Fisch kaufst, kannst Du auf das MSC-Siegel achten. Außerdem gibt es Fischführer, die erklären welche Fische unbedenklich sind. Karpfen und Forelle sind meist okay.
Bio Lebensmittel
Öko-Landwirtschaft schont Tiere, Gewässer, Boden und Klima. Durch die Wahl von Bio-Produkten kannst Du dazu beitragen. Überlege bei welchen Produkten Dir Bio-Qualität wichtig ist (tierische Produkte?)!
Regional und saisonal
Im Sommer kannst Du Dich leicht mit heimischen Obst und Gemüse versorgen. Wie wäre es für die anderen Jahreszeiten mal mit einem saisonalen Kochkurs?
Lebensmittelverschwendung
Verschwenden beenden: Verbessere Deine Einkaufsplanung! Schaue regelmäßig in Kühlschrank und Vorratsschrank nach, welche Lebensmittel aufgebraucht werden müssen! Verwende Reste für neue Gerichte!
Meine reste bewahre ich stets für’s jüngste gericht auf! Und dafür muß ich gar nicht erst in den kühlschrank gucken!

Etwas schmunzeln mußte ich dann aber doch darüber, daß ich einen kochkurs besuchen soll, weil ich nicht ausschließlich regional-saisonal einkaufe - zitronen zum beispiel wachsen nun leider nicht gut in Brandenburger obstgärten, allerdings sind die so ziemlich das einzige, bei dem ich tatsächlich auf bioqualität achte, sonst ist die schale gewachst und nicht zu gebrauchen. Und weil ich zu viel tierische produkte fresse, emfehlen sie mir ausgerechnet avokados. Wo kommen die dinger her, vielleicht aus Brandenburg? Nö, Amerika. Das macht aber nichts, ist ja gleich um die ecke.

Wenn man tatsächlich für die gesamte weltbevölkerung zurück zu einer öko-landwirtschaft wollte, müßte man wegen der geringeren erträge die landwirtschaftlich genutzte fläche wesentlich vergrößern und man müßte den nutzviehbestand ca. verfünf- bis versechsfachen, um ausreichend dünger zu bekommen. Das geht mit der veganen ideologie selbstverständlich bestens zusammen.

Das mit dem »ökologischen fußabdruck« zeugt ohnehin von einem fragwürdigen menschenbild. Da wird der mensch an sich schon als schädling betrachtet, der die welt allein schon durch seine fresserei kaputtmachen würde. Und das wird dann mit den flugmeilen gleichgesetzt, die einer auf dem weg zum shoppen nach Honkong machen muß, weil es in Berlin ja nichts zum anziehen gibt.

Wenn flüge oder heizen teurer werden, dann müßte ein besonders schlauer jetzt, wo es noch billig ist, extra viel fliegen, damit er sich dank erdwährmung das heizen dann später sparen kann. Lohnt sich mit sicherheit total.

»5. Massive Erhöhung der Erbschaftssteuer, um Ungleichheit zu reduzieren und die Staatseinnahmen zu erhöhen.«
Klar, man könnte einfach die erbschaftssteuer auf produktionsmittel ab einer bestimmten größe auf 100 %, um sie so zu vergesellschaften. Dann würde man den firmenerben auch die ewige steuertrickserei ersparen. Aber so haben das die figuren vom Club of Rome ganz bestimmt nicht gemeint.

»6. Mehr Urlaubstage für Arbeitnehmer, um mehr Freizeit zu schaffen und die vorhandene Arbeit besser zu verteilen«
Arbeitszeitverkürzung wird seit menschengedenken von den gewerkschaften gefordert. Mit dem erfolg, daß der gesetzliche mindesturlaub nie auf 30 tage erhöht wurde und in einigen branchen wieder 42,5 stunden gearbeitet wird. Anstatt der geforderten 35 stunden. Die arbeitgeber wollen für ihr geld eben möglichst viel haben und das steht im widerspruch zu einem guten leben mit viel freizeit.

Die idee, die arbeit besser zu verteilen ist auch nicht gerade eine brandneu. So lange die produktionsmittelinhaber nicht die leute sind, die die arbeit verrichten, werden die arbeitsbedingungen immer beschissen bleiben. Die besitzlosen menschen werden in diesem system in die lage gezwungen, zu den bedingungen arbeiten zu müssen, die ihnen von den besitzenden aufgedrückt werden.

Aber dafür hat der Club of Rome selbstverständlich auch ein patendrezept und darum wird es in teil 3 gehen.

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