Samstag, 30. April 2016

Warum linke die finger von Keynes lassen sollten

Ganz kurz gesagt: eine »linke«, die »arzt am krankenbett des kapitalismus« sein möchte, vertritt nichts linkes.

Darüber schrieb ich vor einiger zeit in einer diskussion:
[...] einige worte zu Keynes. Die keynesianisch beeinflußten programme in der jungen BRD konnten deshalb durchgesetzt werden, weil die leute gebraucht wurden - nicht nur zum arbeiten, sondern weil die gegebenenfalls gegen die bösen kommunisten im osten in den krieg ziehen sollten.

Aber diese »wohltaten« hat das kapital nicht freiwillig rausgerückt, die gewerkschaften mußten selbst diesen scheiß erstreiten.

Die massen sollen mit kaufkraft ausgestattet werden, um die wirtschaft anzukurbeln. Wenn das gut für das kapital wäre, dann müßte nicht fortwährend um jeden lohnpfennig gestritten werden. Aus sicht des kapitals ist es völliger unsinn, geld zu verteilen, damit konsumiert werden kann, denn wenn die kapitalisten einfach nur wieder die beträge einsammeln, die sie zuvor vorgeschossen haben, dann können die das produzieren genau so gut bleiben lassen, weil so kein gewinn rauskommt. Das dürfte der grund sein, weshalb keynsianische programme nie lange bestand hatten.

Interessanter artikel in der »Jungen Welt« von gestern.

Keynes ist nie links gewesen, er stand nie für ein anderes gesellschaftsdsystem. Er war zeitlebens antikommunist

Dienstag, 26. April 2016

Die Anstalt - faktencheck

Im grunde wurde über die sendung Neo Magazin Royale vom 31. märz zu viel zu viel berichtet und diskutiert und über Die Anstalt vom 5. april bei weitem zu wenig.

Deshalb an dieser stelle noch einmal die gesamte sendung, die für rentner-tv tatsächlich bemerkenswert war.



Wenn im familien- oder bekanntenkreis über die sendung geredet wird, kommt oft auf, daß Claus von Wagner und Max Uthoff recht gern ein bißchen dick auftragen würden und eben einfach einen spaß dran hätten, alles schlecht zu reden. Ist schließlich »nur« eine kabarettsendung - und da muß man nicht alles ernst nehmen, wenn man über das übel sogar lachen kann!

Oh, doch. Muß man ernst nehmen. Die besten witze waren schon immer die gemeinen, die auf fakten hingewiesen haben. Die Anstalt tut inzwischen das, was eine kabarettsendung keinesfalls müßte, nämlich auf quellen hinzuweisen.

Das hätte ich gern mal für das heute-journal, daß die mal erklären würden, wo das zeug herkommt, was sie erzählen!

Montag, 25. April 2016

Dienstag, 19. April 2016

Schroeder und die umverteilung

Anfang des monats hat der DDR-forscher (warum bin ich das eigentlich nicht geworden?) »Ahnungslose-Schüler:-DDR- ein sozialparadies-keine-diktatur-Schroeder« seinen studenten etwas beigebracht: »Ungleichheit ist unverzichtbar.«

Die studenten hätten nämlich die vorstellung, arm sei man, wenn man ein einkommen von höchstens 500 € habe. Wo leben diese studenten? In Berlin und anderen Deutschen großstädten muß man oft mehr als 500 € für ein WGzimmer oder eine einraumbude hinblättern, ist man schon »nicht arm«, wenn man sich irgenwie eine bleibe finanzieren kann, ohne auch nur einen einzigen haps essen zu können?

Die jugend erscheint mir sonderbar. Vielleicht ist es aber auch eher die nicht unparteiische interpretation ihres bescheuerten professoren, für die sie ja auch nichts kann. Aber welch ein glück, in Schland muß man das doppelte nettoeinkommen haben, um als »armutsgefährdet« zu gelten.

Und dann kann er im seminar »beweisen«, wie toll dieser sozialstaat ist, weil ja die studenten den etat des sozialstaats viel kleiner eingeschätzt haben.

»Das ist der gleiche Effekt wie bei Bewertung der DDR: Es werden Urteile ohne Wissen gefällt«, sagt Schroeder.

Und damit hat er sogar recht. Den studenten fehlt der blasse dunst davon warum hier eigentlich umverteilt werden muß.

Alles keine schöne angelegenheit.

Montag, 18. April 2016

Foto am montag (207)

Jan Böhmermann (abbildung ähnlich)

Freitag, 15. April 2016

Die lockere Schraube 2016

Am Tag des Lachens, also am 1. mai, wird im diesen jahr zum ersten mal Die lockere Schraube verliehen.

Nominiert sind allerhand schreckschrauben aus der esoterik und verschwörungstheorieszene (u.ä.), die in den kategorien
  • bekannte gurus/märchenerzähler der schwurbelszene
  • schwurbler der verschwörungsszene allgemein
  • gefährliche scharlatanerie/»medizin«
  • reichsbürger-ideologie
  • chemtrail-ideologie
  • stars mit aluhut
  • verschwurbelte foren
  • abstruseste ideologie des jahres
  • verschwurbelte medien und blogs
  • dramatischer abstieg
gegeneinander um die mit sicherheit sehr bald heißbegehrten »lockeren schrauben« konkurrieren.

Das schöne ist, daß das publikum entscheiden soll, wer diese erhalten soll. Bis zum 24. april kann hier abgestimmt werden.

Ich gebe an dieser stelle keine wahlempfehlung. Laßt Euch lieber überraschen, wer alles auf der liste steht.

Mittwoch, 13. April 2016

Nationalismus, patriotismus und asylanten

Immer wieder begegnet mir die behauptung, daß patriotismus und nationalismus zwei unterschiedliche dinge wären. Patriotismus eher positiv - nationalismus eher negativ. Ein schelm, wer jetzt auf die anfangsbuchstaben schaut. Ich hingegen schaue lieber ins wörterbuch:
Patriotismus Vaterlandsliebe

Nationalismus übersteigertes Nationalgefühl
Aber was ist denn ein »übersteigertes nationalgefühl«? Vielleicht »liebe«? Der frühere bundespräsident sagte gar »Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau; fertig!« Offensichtlich hielt er liebe zu einem staat für absolut übersteigert. Der angeblich »gute« patriotismus und der »schlechte« nationalismus sind einfach nur zwei unterschiedliche begriffe für die selbe sache.

Neulich hörte ich eine lustige argumentation, wie man als patriot gegen die asylantenhassenden nationalisten argumentieren könne. Nämlich, daß man den asylantenhassern ruhig klar machen könne, daß sie aber ganz schlechte patrioten seien, wenn sie so wenig vertrauen in den staat hätten, die probleme lösen zu können. Das klingt erst einmal witzig.

Ist es aber nicht. Denn anstatt sich darüber lustig zu machen, daß die nationalisten offenbar kein vertrauen in ihren eigenen staat haben, könnte man denen eigentlich auch mal klar machen, wer ihnen diese probleme überhaupt erst einbrockt: nämlich dieser tolle, Deutsche staat.

Ist es ein problem, wenn eine million menschen herkommen, um hier zu arbeiten? Nein, ist es nicht. Eigentlich könnte man meinen, schön, daß ihr uns alle helfen wollt, dann können wir alle früher feierabend machen.

Daß das nicht so läuft, hat das geliebte vaterland überhaupt erst so eingerichtet. Und deshalb ist es so oder so keine übermäßig gute idee, es zu bejubeln.

Montag, 11. April 2016

Foto am montag (206)

Wildschwein (Sus scrofa). Eine solche begegnung in freier wildbahn ist nicht völlig ungefährlich. Vor allem wenn ein frischling dabei ist, können sie extrem ungemütlich werden. Aus diesem grund ist es ratsam, abstand zu halten und möglichst leise die flucht zu ergreifen. In Berlin sind die wildsäue allerdings an menschen gewöhnt, weshalb ich mir diesmal vorher die zeit genommen habe, ein foto zu machen, was diese beiden offenbar nicht im geringsten gestört hat.

Sonntag, 10. April 2016

Sonneborn über Böhmermann

Hier äußert sich der Eurokrat meiner wahl zum »fall« Böhmermann.



Weil ich insgesamt sehr selten fernschaue, gucke ich fast nie das Neo Magazin Royale. Zum glück habe ich mir beizeiten den zensierten schnipsel herunter laden können.

Böhmermann erklärt an einem fallbeispiel, was nach artikel 5 GG nicht sagen darf. Daß das drastisch sein muß, sollte wohl klar sein.

Ein transkript des entfernten sendungsschnipsels, der sonst online schwer zu finden ist, findet Ihr über das blog Doctors Gedanken. Hier geht es nicht nur um das schmähgedicht selbst, sondern auch um den kontext, in dem es stand.

Samstag, 9. April 2016

Die atheisten sind an allem schuld

Die frohe botschaft an ostern wurde der christlichen welt und besonders den katholiken durch den Fuldaer bischof Algermissen überbracht. Denn ein
zitat:»Mensch ohne Auferstehungsglauben zu einem 'großen Sicherheitsrisiko' für die Mitwelt werde, denn seine Hektik und Daseinsangst ließen ihn 'zuschlagen und zerstören'.«
Angeblich würden sonst die menschen im »hauch der mächte des todes ersticken«. Das ist eine erstaunliche botschaft, denn atheisten sind keine übermäßig todesverliebten menschen. Für atheisten gibt es kein jenseits, keine auferstehung und kein leben nach dem tod. Aus diesem grund ist es für atheisten wichtig, das leben vor dem tod zu achten.

Mir ist bisher nicht zu ohren gekommen, daß säkulare menschen aus hass religiöse menschen töten würden. Stattdessen mußte ich erst kürzlich wieder lesen, daß in Bangladesh schon wieder ein atheistischer blogger von religiösen fanatikern ermordet wurde. Er war der zehnte seit 2013.

Aber es sind keinesfalls nur muslime, die die welt in ein schlachtfeld verwandeln. Im »Spiegel« nr. 13/2016 wurde auf seite 20 erwähnt, daß fundamentalisten aus dem »bible belt« es sich etwas kosten lassen, den bürgerkrieg in Côte d’Ivoire auf religiöse weise anzuheizen. Diese christen haben offensichtlich kein problem damit, im vermeintlichen endkampf gegen den »antichristen« (in diesem fall die muslimischen gegner) menschenopfer zu bringen.

Vermutlich sind für den Fuldaer bischof Algermissen, dessen vorgänger Dyba als der »glöckner von Fulda« bekannt war, an all diesen problemen allein die atheisten schuld, die nicht an die auferstehung glauben.


Mittwoch, 6. April 2016

Wagenburg

Wenn in Neukölln ein »linksradikales« wohnprojekt, in dem derzeit unterschiedlichen quellen zufolge 20 bis 25 menschen leben, nicht willens ist auf dem von ihm angemieteten gelände, bis zu 500 flüchtlinge einzuquartieren, ist das für die bürgerliche presse und natürlich die CDU ein gefundenes fressen.

Denen geht es darum, daß die bewohner der wagenburg mit doppelmoral handelten, weil sie einerseits »refugees welcome« sagten, aber andererseits flüchtlinge bei sich selbst nicht unterbringen wollten.

Allerdings bezeichnen die leute vom wagenplatz sich weder als links noch als linksradikal. Sie bezeichnen sich als »radical queer wagon place«. Mit querfront hat das ausnahmsweise nichts zu tun, sondern eher mit sexueller identität: mit dem begriff »queer« werden die leute bezeichnet, die nicht heteronorm sind. Mit politischer weltanschauung hat das nichts zu tun. Man ist nicht automatisch »rechts«, wenn man als heteropaar (womöglich auch noch verheiratet) zusammenlebt. Genau so wenig ist man unbedingt »links«, nur weil man schwul, lesbisch, polyamore, masochistisch, asexuell oder was auch immer ist.

In der »Welt« wird dann rumgenörgelt, daß die paar hanseln auf einer riesigen industriebrache hocken und das von ihnen angemietete gelände einfach nicht mit anderen teilen wollen:
Zitat »Welt«: »Exakt 20 Leute sind es – auf 8000 Quadratmetern. Zwischen Bäumen stehen Wohn- und Gemeinschaftswagen wie die Küche, eine Bühne sowie Räume für Musiker, Kino, Fahrradwerkstatt und Info-Veranstaltungen etwa zum Thema Integration oder Alltagsrassismus. Dafür zahlen sie Amina zufolge "monatlich 800 bis 1000 Euro plus Nebenkosten" an das Land Berlin, dem das Gelände gehört.«
Egal zu welchem preis, wenn man ein objekt angemietet hat, hat niemand darüber rumzunörgeln auf wieviel quadratmetern land man rumhockt, schließlich bezahlt man genau dafür.

Desweiteren wird mokiert, daß die wagenburgler mal fein dankbar sein sollten, weil der staat ihnen dieses projekt dank günstiger miete und viel geduld überhaupt erst ermögliche:
Zitat »Welt«: Mit anderen Worten: Die Wagenburgler fürchten staatliche Kontrolle, wenn sie das Areal mit 500 Flüchtlingen teilen müssten. Dass der Staat ihnen das Projekt dank günstiger Miete und großer Geduld überhaupt erst ermöglicht, ignorieren sie scheinbar. Es ist nicht der einzige Widerspruch, mit dem die Leute vom "Kanal" gut klarkommen.«
Das kann man aber auch ganz anders sehen. Die sachlage, daß sie etwas mieten müssen, um irgendwo bleiben zu können, weil man nun einmal gar nichts besitzt, wird einem erst von diesem tollen staat doch überhaupt erst aufgezwungen.

Es wird darauf rumgehackt, daß die 400 quadratmeter pro person hätten. Hackt die »Welt« auch auf villenbesitzern rum, die riesige areale in schönen gegenden besetzen, die aber nur von sehr wenigen leuten genutzt werden dürfen? Natürlich nicht. Das ist ja privateigentum und dann ist es allein deren sache, ob sie irgendjemanden auf ihr gelände lassen oder nicht.

Jedoch ist im kapitalistischen staat mieten auch eine möglichkeit, wenigstens besitz an einer sache zu erlangen. Und das bedeutet, daß man über die sache im gesetzlichen rahmen verfügen darf. Das hat mit »spießigkeit«, wie in der »Welt« behauptet, nichts zu tun. Jeder mieter verwendet sein mietobjekt für seine eigenen zwecke. Das ist hier so eingerichtet.

Es ist verständlich, daß sie keine verschlechterung ihrer wohnsituation möchen und sich die leute, mit denen sie auf dem von ihnen angemieteten gelände zusammenleben selbst aussuchen möchten. Soweit ich weiß, handelt es sich teilweise um leute, die ihrer sexuellen präferenzen wegen selbst fliehen mußten und hier eine art schutzraum gefunden haben, in dem sie ihren bedürfnissen entsprechend leben können.

Leider ist ihr mietvertrag vor einigen jahren ausgelaufen. Sie haben den neuen vertrag nicht unterschrieben, weil sie folgenden absatz als rassistisch abgelehnt haben:
Zitat aus dem mietvertrag: »In diesem Zusammenhang wurde seitens des Bezirkes angemerkt, dass bereits seit längerer Zeit keine Störungen mehr von diesem Standort ausgehen. Sofern sich jedoch an diesem grundsätzlichen Zustand etwas ändern sollte, ist der Vertrag unverzüglich zu beenden. Das Gleiche gilt, wenn sich auf der Mietfläche Personen aufhalten bzw. Personen Unterkunft gewährt wird, die durch ihren Aufenthalt auf der Mietfläche gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen. (u.a. Personen, die sich mangels gültigen Aufenthaltstitels nicht in Deutschland aufhalten dürfen oder Personen, die durch ihren Aufenthalt auf der Mietfläche gegen Vorgaben gemäßt §47 AsyVfG oder vergleichbare Vorgaben verstoßen).«
Mit seiner menschensortiererei ist dieser staat genau so rassistisch wie alle anderen staaten, die nach in- und ausländern sortieren. Es ist in diesem staat verboten, personen zu beherbergen, die sich hier nicht legal aufhalten. Deshalb einen mietvertrag nicht zu unterschreiben ist ungefähr so schlau wie ein zwölfjähriger, der gern schule schwänzen möchte und vorher beim direx vorbeigeht und um erlaubnis fragt. Das ist halt nicht erlaubt und wird aus dem selben grund garantiert nie von oben abgesegnet. Übrigens ist es auch nicht erlaubt, in einer mietsache ständig menschen zu beherbergen, die sich legal in Deutschland aufhalten. Nach spätestens zwölf wochen muß ein dauergast als mitbewohner angemeldet werden, das aber nur mal so nebenher.

Auch wenn diese floskel in dem mietvertrag nicht extra dringestanden hätte. Man darf seine mietsache immer bloß im rahmen der geltenden gesetze verwenden. Wenn man keine extrem toleranten nachbarn hat, kann es passieren, daß man seine wohnung verliert, wenn man ständig nach 22 uhr schlagzeug übt. Selbst wenn das im vertrag gar nicht erwähnt wird, das verstößt gegen ein gesetz. Das bedeutet, daß man irgendwann geräumt werden kann.

Wahrscheinlich wird ihnen diese politische korrektheit auf die füße fallen: der Bezirk Neukölln muß irgendwo eine massenunterkunft errichten und kann das gelände sehr gut brauchen. Vermutlich ist es nur eine frage der zeit, daß die ihr gelände verlieren werden. Ohne mietvertrag ist in diesem staat schlecht wohnen.

Nachbemerkung: ich bin kein jurist und die im text aufgegriffenen rechtsthemen stellen selbstverständlich keinerlei beratung sondern bloß meine sicht auf die angelegenheit dar.

Montag, 4. April 2016

Foto am montag (205)

Ich bin nicht ganz sicher, was für enten das sind. Vermutlich sind es entfleuchte hausenten.

Samstag, 2. April 2016

Unsinn der woche

An sich ist die LINKE für linksgesonnene menschen ohnehin inzwischen unwählbar, weil sie keine antworten auf dringende fragen gibt, sondern sich in einem albernen richtungsstreit zerlegt, der mit linker politik an sich nichts zu tun hat. War für Lothar Bisky einst noch das ziel, den kapitalismus zu überwinden, wird heute nur noch darum gestritten, wie man ihn verbessern könnte.

Und jetzt meint der Ramelow, daß wenn alle versuchen, die bibel zu okkupieren, die LINKE aber mindestens auch dabei sein müsse:
Zitat Bodo Ramelow:»Auf allen politischen Seiten wird gerade versucht, die Bibel zu okkupieren. Wer das Christliche am Abendland betont, der sollte die Botschaft von Jesu wenigstens kennen [...] Es gibt starke religiöse Wurzeln im Marxismus. Der Satz vom Opium fürs Volk wurde erst unter Lenin dann massiv anti-klerikal.«
Leider wird Marx immer falsch zitiert, es heißt nämlich nicht »opium fürs volk« sondern »opium des volkes«, was durchaus eine andere bedeutung hat.

Das sogenannte »Christliche Abendland« besteht aber im grunde gar nicht aus sehr vielen aktiven christen. Nur 5 bis 6 % der befragten sagten 2014, aktive christen zu sein, die wöchentlich in die kirche gehen. Weitere rund 25 % sind nehmen weit weniger am christlichen leben teil, der größte teil von denen geht an Weihnachten in die kirche, aber auch nicht, weil sie an dem tag just ihre tiefe religiosität wiederentdecken, sondern, »weils halt irgendwie dazugehört.« Die breite mehrheit von rund 66 % geht selten oder nie in die kirche. Und trotzdem wird in Deutschland, das von der pfaffentochter regiert wird, immernoch bzw. wieder so getan, als stehe die religion für die breite mehrheit im mittelpunkt, was aber eindeutig nicht der fall ist.
Zitat Bodo Ramelow: »Im Christentum wohnt die Erkenntnis, dass es etwas gibt, was nicht vom Menschen beeinflusst ist. Das ist das Göttliche. Am Ende kam auch Marx immer wieder an Punkte, die er nicht erklären konnte. Diese Erkenntnis über das Vorhandensein des Unerklärbaren gibt mir wiederum Kraft. Ich bin froh, dass ich nicht auf alles eine Antwort habe. Dort, wo es spirituelle Angebote gibt, werden Menschen neugierig. [...] Und in Familien, in denen Menschen ans Ende des Lebens kommen, wird die Frage wieder wichtig: ›Was ist denn da noch außer uns?‹ [...] Wir brauchen Spiritualität. Sie kann nur nicht verordnet werden.«
Sicher hat Marx nicht alles erklären können. Behauptet auch niemand, daß er allwissend gewesen wäre. Aber um zu erkennen, daß niemand alles wissen kann, ist spiritualität das letzte, was man benötigt. Mich erinnert das an die biologielehrerin, über die die kollegen sagten, daß da, wo für den wissenschaftler die chemie anfängt, für sie das »wunder« beginnt, weil sie davon keinen blassen dunst hatte und dann obendrein auch religion unterrichtete. Die dinge, die nach dem stand der wissenschaft durchaus erklärbar waren, sie aber nicht erklären konnte, bezeichnete sie als »gottes wunderwirken« und das hat Karl Marx meines wissens nirgendwo getan. In bezug auf ökonomie werden solche gedanken widerwärtig: da steckt mit drin, daß das wirtschaftssystem gottgegeben nun einmal so sei und das stimmt nicht.

Mir ist es egal, was herr Ramelow glaubt, politik und religion gehören getrennt. Parteien, die sich auf »christliche werte« berufen, gibt es in Deutschland genug. Und wer sich auf selbige beruft und den kapitalismus etwas menschenfreundlicher möchte, benötigt die LINKE nicht, der wählt traditionell CDU/CSU.