Dienstag, 19. Dezember 2017

Bienensterben

In der debatte um das breitbandherbizid glyphosat wurde klar, daß es einigen nicht nur um glyphosat, sondern um die gesamte landwirtschaft geht, die besser zu 100 % auf bio umgestellt werden sollte. Schließlich sei die konventionelle landwirtschaft auch für das insektensterben, vor allem aber auch für das bienensterben verantwortlich.

Interessanterweise wird bienen oft das insektizid spinosad zum verhängnis. Das ist zwar im biolandbau zulässig, jedoch sind einige spinosadpräparate bienengefährlich.

Hierzu schreibt Udo Pollmer in seiner kolumne beim Deutschlandfunk Kultur folgendes:
Zitat: »Der Österreichische Erwerbsimkerbund empört sich über ein Insektengift namens Spinosad. Dieses Hard-Core-Mittel habe bereits zu großen Bienenschäden geführt. Sein Einsatz ist im Biosektor weit verbreitet – im Weinberg ebenso wie im Obst- und Gemüsebau. "Uns ist schon bewusst", schreiben die Imker unter der Überschrift "Bienentod durch Bio-Landbau", "dass die Biobetriebe bei Beerenobst und Weinbau durch die Kirschessigfliege mit dem Rücken zur Wand stehen. Der bienengefährliche Wirkstoff Spinosad ermöglicht hier einfache Lösungen."

Doch die Wirkung gegen die Kirschessigfliege ist nicht immer befriedigend. Dafür vernichtet Spinosad neben den Bienen auch allerlei Nützlinge. Den konventionellen Obstbauern stehen hingegen bienenungefährliche Mittel zur Verfügung.«
Deshalb empfielt er, zur schonung der honigbiene lieber obst und gemüse aus konventionellem anbau zu verzehren.

Der bienenexperte dr. Gerhard Liebig sagt zum thema bienensterben im interview folgendes:
Zitat: »Es kommt darauf an, wie man „Bienensterben“ definiert. In einem Bienenvolk sterben jährlich etwa eine Viertelmillion Bienen eines natürlichen Todes, im Sommer sind es etwa 2.000 täglich, im Winter im Durchschnitt nur 30. Das Volk bleibt dennoch am Leben, denn es kommen auch Bienen zur Welt. Im Frühjahr schlüpfen mehr Bienen als Bienen sterben, die Völker wachsen dann. Im Winter werden keine Bienen erbrütet, die Völker schrumpfen dann. Wenn alle Bienen eines Volkes im Winter abgehen, stirbt das Volk. Wenn das vielerorts passiert, gibt es ein „Völkersterben“, das in der medialen Berichterstattung als „Bienensterben“ bezeichnet wird.

Im Durchschnitt gehen in Deutschland etwa 10 Prozent der Völker im Winter ein, wobei in jedem Winter bei den etwa 100.000 Bienenhaltern in Deutschland die Schwankungsbreite der Verlustrate zwischen 0 und 100 Prozent liegt. Auch das ist nichts Besonderes. Die Imker, die verlustfrei imkern, bilden die schweigende Mehrheit. Nur die Betroffenen klagen und werden gehört. Hinzu kommt die Einstellung vieler Berichterstatter in den Medien: „Only bad news are good news“. Zuschauer, Zuhörer und Leser bekommen ständig und stetig den Eindruck vermittelt, dass es immer schlimmer wird. Völkerverluste im Winter werden durch die im Frühjahr übliche Völkervermehrung ausgeglichen, so dass die Völkerzahl in Deutschland stabil bleibt oder auch zunimmt – wie in China, wie in den USA und anderswo. Völker sterben im Winter nur, wenn der Bienenhalter Fehler macht. Die Hauptursache für Völkerverluste im Winter ist eine unzureichende Varroabehandlung. Der Fehler steht also hinter dem Kasten.«
Das problem scheint doch anders gelagert zu sein, als man glauben soll - und biolandwirtschaft ist leider offenbar auch nicht die lösung für alle probleme.

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